SEHENSWÜRDIGKEITEN HÄUSER AUF DEM MARKPLATZ UND AN DER FUSSGÄNGERZONE HAUS VON OSWALD HAFENRICHTER
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Haus von Oswald Hafenrichter

Für die Öffentlichkeit lediglich zu den Betriebszeiten der hier angesiedelten Betriebe geöffnet.
Für die Öffentlichkeit zugänglich (nach Öffnungszeiten)
Das Haus C.N. 9 gehörte zu den drei Häusern, die den Abschluss des Egerer Marktplatzes an der Stelle des Rossmarktes bildeten. Der älteste bekannte Besitzer war Johann Walburger, der das Gebäude in den Jahren 1531–1545 bewohnte. An der Verwaltung der Stadt beteiligte sich von den Hausbesitzern Paul Trage am aktivsten, der zwischen 1612 und 1629 im außeren Stadtrat saß und in den Jahren 1630–1632 ein Mitglied des Stadtgerichts war. Bis 1867 bewahrte sich das Bürgerhaus mit einem Fachwerkgiebel seinen gotischen Charakter. Von der nördlichen Stirnseite betrat man das Haus durch ein Spitzbogenportal ins Maßhaus; dort neigte sich das Kreuzgewölbe zur mittigen Säule. Seine mittelalterliche Gründung verriet auch die tiefe Parzelle, die bis an die Wälle reichte. Im Jahre 1867 wurde das Haus zum größten Teil abgerissen und dann nach dem Projekt von Adam Haberzettl umgebaut. Der Baumeister griff erneut zu seinem beliebtesten Stil, der sich an die Gotik anlehnte, angereichert mit einer Reihe an Renaissance-Elementen (insbesondere der Hauptgesims). Die umfangreiche Stirnseite rhythmisierte Haberzettl durch Risalite mit Halbsäulen, die zwei Etagen verbanden. Diese krönte er mit stufiger Attika. Das Objekt wurde im Rahmen des Umbaus in zwei Hausnummern aufgeteilt, wobei die C.N. 8 an der Ecke der Šlikova Straße und der Svobody Straße von dem Ehepaar Adam Kreuzinger und Theresia Kreuzinger gebaut wurde. Im Parterre des Hauses befanden sich zahlreiche kleinere Geschäfte mit Galanterie- und Kurzwaren, mit Bekleidung und Schuhwerk, eine Wäscherei und auch ein Spielzeuggeschäft mit überwiegend Nürnberger Spielwaren (Karl Weichesmüller). In den 20er Jahren des 20. Jh. hatte hier Anton Böhringer seine bekannte und hochwertige Buchhandlung, und Hans Böhringer betrieb dort ein Antiquariat. Das Gebäude, das praktisch einen Block bildete, wurde im Jahre 1939 teilweise abgerissen (C.N. 8), um an dieser Stelle das moderne Haus von Rudolf Stanky entstehen zu lassen. Nach dem Krieg befanden sich im Erdgeschoss des Hauses ein Schmuck- und Uhrengeschäft und eine Buchhandlung. Que procedit, s. 45-49.

Autoren der Texte:
Zbyněk Černý – Karel Halla – Hana Knetlová, Übersetzung Ivana Betram

Literatur:
Zbyněk Černý – Karel Halla – Hana Knetlová, Que procedit. Historie pěší zóny v Chebu / Geschichte der Fussgängerzone in Eger, Město Cheb 2010, s. 45-49

Eigentümer:
1531–1545 Johann Walburger
1546–1560 Witwe von Johann Walburger
1561–1565 Franz Brunner
1566–1577 Clemens Ludwig
1578–1590 Peter Stobitzer
1591–1595 Witwe von Peter Stobitzer
1596 Peter Wilhelm
1597–1610 Witwe von Peter Wilhelm
1611–1631 Paul Trager
1632–1637 Witwe von Paul Trager
1638–1657 Paul Tragers Vormund
1658–1679 Georg Adam Eberhard
1680–1695 Helene Eberhard
1696–1739 Helene Eberhards Erben
1740–1758 Maria Rosina Haintzmann
1868–1893 Oswald und Maria Hafenrichter
1893–1934 Eduard und Maria Lederer und ihre Erben
1934–1946 Hermine Fischer und Emma Hermine Kaessmann
1946–1949 Nationalverwaltung
1949 Stadt Eger

Projekt:
Adam Haberzettl
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SVOBODY 2, 350 02 CHEB

Historische Texte

N205/8-3Sturm 1952

Evangelische Kirche Die evangelische Gemeinde Augsburger Konfession in Eger wurde als selbständige Pfarr- und Schulgemeinde durch den Verein der evangelischen Gustav-Adolf-Stiftung am 11. November 1862 konstituiert. Ihr Geltungsbereich erstreckte sich damals auf die Gerichtsbezirke Eger, Plan, Tepl, und Tachau und auf einen großen Teil des Gerichtsbezirkes Falkenau. Der erste Pfarrer der evangelischen Gemeinde war Adam Marian Ithamar Koch aus St. Johannis bei Bayreuth, der vordem Vikar in Waldsassen gewesen ist und eine kurze Zeit als Senior für das westliche Böhmen gewirkt hat. Er wurde am 15. März 1863 von der Gemeinde gewählt und am 13. September dieses Jahre installiert. Als Betraum diente der neu erstandenen evangelischen Gemeinde zunächst der Schwurgerichtssaal im Kreisgericht, dann ein geräumiges Zimmer im Hause des Rittergutsbesitzers Johann Gottfried Opitz (Ecke Opitz-Schanzstraße). Aber schon am 10. Juni 1869 wurde auf dem 1864 angekauften Grundstück vor dem Obertor neben dem 1865 erbauten Pfarr- und Schulhaus der Grundstein zur evangelischen Friedenskirche gelegt, die am 5. Oktober 1871 ihrer Bestimmung übergeben wurde. In der Grundsteinlegungsurkunde, die in einer Blechkassette eingemauert wurde, sind insbesondere die Namen jener Förderer angeführt, denen die Erbauung der Kirche zu danken war. Es sind hier genannt : die königlich sächsische Regierung, die im ganzen Königreich Sachsen eine Kollekte bewilligte, außerdem Bargeld zu Verfügung stellte und sich für einen jährlichen Beitrag zur Pfarrer- und Lehrerbesoldung verpflichtete, weiters die königlich preußische Regierung, die eine Kollekte in den Provinzen Sachsen und Brandenburg genehmigte, die königlich bayerische Regierung ebenfalls wegen Bewilligung einer Kollekte in Bayern, das Herzogtum Altenburg, das Fürstentum Reuß ä. L., sowie viele Wohltäter in Holland. Bargeld stellten zur Verfügung der Verwaltungsrat der bayerischen Ostbahnen in München, der damalige Unternehmer der Bahnlinie Hof – Eger Herr v. Kramer-Klett in Nürnberg, König Wilhelm I. von Preußen, Königin Auguste von Preußen, Königinwitwe Marie Elisabeth von Preußen, König Johann von Sachsen, Großherzogin-Mutter Alexandrine von Mecklenburg. Herzog Bernhard von Meiningen, Herzog Leopold von Anhalt, dann weiters Rittergutsbesitzer Joh. Opitz in Plauen (Besitzer der Rittergüter Pograth und Schönlind), Frau Clara Köstler von Strohmberg. Frau Magdalena Hochmuth, Bergwerksbesitzer und Glasfabrikant v. Stark in Reichenau u. a. Bedeutend waren auch die Zuwendungen an Baumateriallieferungen als Spenden für den Kirchenbau. Die Baupläne für die evangelische Kirche wurden in Zusammenarbeit mit dem Architekten van der Hude in Berlin und dem kgl. bayerischen Bauinspektor Müller in Wunsiedel von Adam Haberzettl ausgearbeitet, der dann auch die Bauausführung in den Händen hatte. Das Fest der Kirchenweihe fand am 5. Oktober 1871 statt. Eine eigene Festschrift hielt das Gedenken an diesen Tag fest. Überaus zahlreich war die Beteiligung der evangelischen Gemeinden, aller Spitzen der Behörden und vieler Ehrengäste aus Österreich und Deutschland. Als Vertreter des Zentralvorstandes der Gustav-Adolf-Stiftung war Univ. Prof. Dr. Fricke aus Leipzig zugegen. Der kirchliche Festakt wurde unter Assistenz von 46 Geistlichen, zumeist aus Bayern und Sachsen , durch den Pfarrer der evangelischen Gemeinde in Karlsbad Otto Rodewald vorgenommen. Die Festpredigt hielt de Egerer Pfarrer Ithamar Koch. Eine schicksalhafte Fügung wollte es, daß am gleichen Tage der Kirchenbaumeister Adam Haberzettl, der am 2. Oktober 1871 gestorben ist, zu Grabe getragen wurde. Unmittelbar nach der Kirchenweihe begab sich die gesamte evangelische Gemeinde mit allen Festteilnehmern und den evangelischen Geistlichen im Talar zum katholischen Leichenbegängnis des Erbauers der Kirche, das sich zu einer eindrucksvollen Trauerfeierlichkeit gestaltete und beide christlichen Bekenntnisse über dem Grabe eines rechtschaffenen Mannes vereinte.

(Sturm 1952,393)
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n205/8-2Kunst 1992

Evangelische Kirche Die erste größere Bauaufgabe auf dem Gelände der Neustadt war eine kirchliche. Nachdem Kaiser Franz Josef I. 1861 im Rahmen einer verfassungsmäßigen Erneuerung der Donaumonarchie die evangelische Konfession neben der katholischen als gleichberechtigt erklärt hatte, entstand in Eger sehr schnell wieder eine protestantische Gemeinde, die sich bereits 1865 ein Pfarrhaus und eine Schule auf dem Grundstück des alten Schießhauses vor dem Obertor erbaute. Beide Bauten führte Adam Haberzettl unter beratender Mitwirkung von H. v. Hügel und dem k. bayer. Bauinspektor MÜLLER aus Wunsiedel in einem neuromanischen Stil aus. Die Fassaden des frei stehenden Schulhauses werden durch Ecklisenen zwischen Rundbogenfriesen und durch übergiebelte Mittelrisalite strukturiert, die wiederum durch Lisenen gerahmt und durch ein bekrönendes, spitzbogiges Fensterpaar akzentuiert sind. An den Seitenfronten steigen die bodenständigen Lisenen ohne Unterbrechung auf, um sich im Giebel zu einem eleganten Spitzbogen zu vereinen; ein Hoheitsmotiv, das im Zusammenklang mit den romanisierenden Blendarkaden einen ganz eigenwilligen Reiz ausmacht. Auch das Pfarrhaus akzentuiert sich durch einen Mittelgiebel, der jedoch durch ein durchlaufendes, keltisches Friesornament fließend in die Dachlinie der Fassade miteinbezogen wird. 1869-1871 entstand zwischen diesen beiden Gebäuden, die zur Ringstraße und zur Schmeykalstraße ausgerichtet sind, die Friedenskirche. Die Pläne soll der Berliner Architekt Hermann VAN DER HUDE erstellt haben, der sich in seiner Heimatstadt bereits einen Namen gemacht hatte mit mehreren Villen und Wohnhäusern im Stil der italienischen Renaissance und der in Hamburg das Lessing Theater und die Kunsthalle erbaute. Als weiterer entwerfender Architekt wird der bayer. Bauinspektor Müller aus Wunsiedel genannt. Ob die Funktion dieser beiden Architekten nur eine beratende war oder ob sie die Baupläne selbst erstellten, muß angesichts der dürftigen und zweideutigen Quellenaussagen offenbleiben. Gesichert ist, daß Bauleitung und Bauausführung wieder in Händen Adam Haberzettls lagen, der jedoch noch vor Fertigstellung der Kirche verstarb. Es ist eine Hallenkirche mit eingestelltem Westturm, die mit betont schlichten Formen die frühe Bettelordensgotik zitiert. Im Westen und im Osten bildet sie zwei Querhäuser aus, die jedoch nicht über die Breite des Schiffes hinausgehen, in der Außenansicht aber durch hochgezogene Giebel sichtbar werden. Der Chor ist bis in das Vorjoch im östlichen Querschiff hineingezogen und bildet eine auffallend flache Apsis aus. Der Außenbau wird geprägt durch den Westturm, der sich aus einem quadratischen Grundriß in ein Achteck wandelt und von einem hohen Spitzhelm bekrönt wird, dessen Höhe ein sichtbares Zeichen konfessioneller Emanzipation setzte. Die auf ein Minimum beschränkten, betont schlichten gotischen Zierformen, die einer romantischen Idee vom Mittelalter als dem christlichen Zeitalter entspringen, wirken in ihrer linearen Schärfe wie maschinell gefertigt und aufgeklebt. Sie reduzieren sich auf die abgestuften Strebepfeiler mit einfachen Satteldächern und Blendmaßwerknischen, ein umlaufendes Maßwerkfries zwischen Lisenen, eine einfache Rosette in der Westfassade und einen schlichten Krabbenschmuck um das profilierte Portal, der sich oben zu einer Kreuzblume öffnet.

(Kunst 1992, 203-204)
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Boháč 1999

Im November 1862 wurde in Eger mit Unterstützung der Gustav-Adolf-Stiftung in Leipzig eine selbständige evangelische Gemeinde der Augsburger Konfession gegründet. Schon im März des folgendes Jahres wurde der Waldsassener Vikar zum ersten Pfarrer in Eger gewählt. Größere Säle in der Stadt dienten vorläufig als provisorische Bethallen. Im Jahre 1864 kauft die evangelische Gemeinde für den Kirchenbau das Grundstück der ehemaligen Schießstätte hinter dem Obertor an und entschliesst sich zugleich, das es vor dem Kirchenbau notwendiger sei, eine Schule zu schaffen. Nach dem Plan des Münchener Architekten Heinrich Hügel beendete innerhalb nur eines Jahres der Baumeister Angerann aus München mit der Egerer Baufirma Weiss das Pfarrgebäude, das zugleich als Schule diente. Zwischen 1869 und 1871 wurde neben der Pfarre, an der Ecke Ringstrasse und Schmeykalstrasse, die neue Kirche erbaut.

Die evangelische Friedenskirche wurde der erste größere Bau der neuen Stadtbebauung in der Ringstraße längs der ehemaligen Stadtmauer. Der Bau wurde vom Baumeister Adam Haberzettl, der auch einer der größten Egerer Bauunternehmer war, durchgeführt. Der bekannte Berliner Architekt Herrmann van der Hude und Inspektor Müller werden als Mitverfasser der Pläne angeführt. Der Bau stellt eine schlichte gotisierende Halle mit zwei Querschiffen vor. Die überschreiten die Schiffsbreite nicht und sind von außen nur durch erhöhte Giebel betont. Ein Charakteristikum der Kirche ist der 40 m hohe, achtseitige, schlanke Turm mit hohem Pyramidendach. Er stellt für die Umgebung ein effektvolles Signal der konfessionellen Emanzipation dar.

Die evangelische Schule im Pfarrhaus, die den Unterricht mit fünf Schülern anfing, hatte bald eine Kapazität von 70 Schülern. Sie gewann im Jahre 1870 den Status einer öffentlichen Schule, und der ständige Zuwachs von Schülern bedeutete, dass es seit 1872 nötig war, weitere Räume in der Stadt anzumieten. Im Jahre 1893 entschloss sich deswegen die evangelische Gemeinde, ein selbständiges Schulgebäude zu errichten. Während eines Jahres gelang es den weniger als 1600 Mitgliedern durch Sammlungen die notwendigen 65 000 Kronen zu erlangen, für die der Baumeister König im Osten neben der Kirche das neue Schulgebäude für 150 Schüler erbaute. Im Jahre 1908 war erneut nötig, die Schule zu erweitern. Den technisch schwierigen Anbau – das Gebäude befand sich am Rande des ehemaligen Stadtgrabens – löste der Architekt Rolf Beier.

Für den Toleranzgeist der Stadt in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ist mehr als charakteristisch, dass der Karlsbader Pfarrer Otto Rodewald die Einweihung der neuen evangelischen Kirche am 5. Oktober 1871 in Gegenwart vieler bedeutender Gäste und 46 Geistlicher aus Bayern und Sachsen durchführte. Es war für Eger auch die erste bedeutsame ökumenischen Tat. Am selben Tag fand das Begräbnis Adam Haberzettls statt, der drei Tage vor der Kircheneinweihung gestorben war. Alle Teilnehmer des Festes schlossen sich dem vorbeigehenden Trauerzug an und begaben sich auf den katholischen Friedhof, um hier zusammen in wirkungsvoller Einheit das Andenken des Kirchenbaumeisters zu ehren.

Zusammenfassung der Daten:

1862 - Begründung der Egerer evangelischen Gemeinde

1863 - Wahl des ersten Pfarrers

1864 - Entschluß, den Kirchenbau zu verschieben und ein Pfarrhaus mit Schule zu bauen

1865 - Bau des Schul- und Pfarrgebäudes vollendet

1869 - Grundstein zum Kirchenbau gelegt

1870 - Einweihung der Kirche

1893 - Entschluß, ein selbständiges Schulgebäude zu bauen

1894 - Einweihung der neuen Schule

1908 - Umbau und Erweiterung der Schule

(Boháč 1999,196-197)
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