SEHENSWÜRDIGKEITEN HÄUSER AUF DEM MARKPLATZ UND AN DER FUSSGÄNGERZONE DAS SCHIRNDINGERHAUS
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Das Schirndingerhaus

Für die Öffentlichkeit lediglich zu den Betriebszeiten der hier angesiedelten Betriebe geöffnet.
Für die Öffentlichkeit zugänglich (nach Öffnungszeiten)
Dieses Haus ist mit seinem hohen Staffelgiebel und seiner schmaler Stirnseite ein anschauliches Beispiel für die mittelalterlichen gotischen Häuser in Eger. Die Urform des Hauses auf einer 8 m breiten und 52 m tiefen Parzelle geht auf die Zeit der Gründung des Marktplatzes im 13. Jahrhundert zurück. Der heutige Bau stammt aus dem 15. Jahrhundert und ist das einzige rein gotisch erhaltene Patrizierhaus in Eger. Der Arkadengang im Hoftrakt und die kreuzgewölbte Eingangshalle mit einer reichverzierten Rautensäule mit der Jahreszahl 1623 entstanden während des Umbaus in der Renaissance. In dieser Zeit wurde das Haus von dem Kunsttischler Adam Eck mit figürlich geschnitzten Holzdecken austgestattet, die 1825 nach Schloß Laxenburg bei Wien verkauft wurden. In den Jahren 1830-32 wurde der vom Einsturz bedrohte Hintertrakt repariert und nach dem Plan von Vinzenz Proekl ein neuer Dachstuhl gesetzt. Im Jahre 1883 wurde über dem Eingang eine Gedenktafel der Schirndinger angebracht, die nach 1945 entfernt wurde. Im Jahre 1925 kaufte die Stadt Eger das Haus und führte notwendige Reparaturarbeiten durch. Eine radikale Veränderung mit der Vernichtung der ursprünglichen gotischen Gestaltung des Innenraumes brachten die Renovierungsarbeiten in den 60er Jahren des 20. Jhs. und es blieb eigentlich nur die ursprüngliche Fassade erhalten.

(bh)
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Historische Texte

Prökl 1877

Das Schirndingerhaus

Das baulichst merkwürdigste Privatgebäude ist das alte Schirndinger´sche Geschlechtshaus Nr. 508 auf dem untern breiten Theile des Rings nahe dem Zugange zur Stadtpfarrkirche. Nur 30 Fuß breit, mit 3 Fenstern in der Front, ist es über 100 Fuß hoch, ausgezeichnet durch das zur Seite gerückte schöne Spitzbogenportal, und hat über dem Erdgeschosse noch 3 Stockwerke. Sein schlanker Giebel ist mit einer vorgebauten, höchst zierlichen, in 3 Etagen auf Stäben aufstiegenden und mit Zinnen und Thürmchen gekrönten Giebelverkleidung geziert. Eine starke Steinsäule in der Mitte des Erdgeschosses trägt dessen Kreuzgewölbe und fast den ganzen Mitteltheil des uralten Baues, und zeigt Wappen, Ziffern, Zeichen und Inschriften an der Basis und an den Kapitälern, welche noch der Enträthsellung harren, da sie durch Übertünchung sehr verdeckt sind; nur später eingebaute leichte Wände durchschneiden die überaus schöne Eingangshalle und den obern Stock, sowie auf dem Hofe den prächtigen zweigeschossigen Arkadengang an dem Nebenflügel. Zwei mit kunstvollen Figuren und reichem Holzschnitzwerke gezierte Zimmeroberdecken nebst den Wandverkleidungen aus dem 1. und 2. Stockwerke dieses Hauses, wie auch ein kunstvoll gearbeiteter langer Tisch mit seiner Marmorplatte wurde 1825 in das kaiserliche Luftschloß Laxenburg bei Wien übertragen. Das Haus, welches nach seiner Herstellung in der alten architektonischen Schönheit harrt und in Grueber´s Werk abgebildet ist, gehörte später einer Familie Pareiter (Bayreuther), jetzt dem Glashändler Norbert Riedl.

(Prökl 1877/492)
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Siegl 1931

Hausbesitzer, N.C. 508, Marktplatz 7 („Schirndingerhaus,“ Stadtgemeinde)

1515-1546 Wolfgang Gartner

1547-1549 Sebastian Gartner

1550-1582 Martin Gerstner

1583-1585 Wolf Dietl

1586-1600 Christoph Wettengel

1601-1622 Johann Werner. Dieser verkauft das Haus am 6. 10. 1623 dem Folgenden

1623-1629 Gregor Bareuther*

1630-1646 Dessen Erben. Während der Wallensteinkatastrophe, 1634, war in diesem Hause die Kanzlei des Feldmarschall Jilo, der nebenan, in N. C. 509, wohnte, untergebracht. In der Quartierliste heißt es: „In Dr. Glitzens Hause,“ weit Dr. Glitz die Witwe des Ratsherrn Gregor Bareuther ehelichte.

1647-1665 Johann Ernst Bareuther

1666-1667 Dessen Erben, die es am 30. 9. 1667 dem Folgenden zuschreiben lassen

1668-1706 Georg Andreas Schmiedl von Seeberg

1706-1707 Dessen Erben

1708-1717 Maria Rosina Müßlin, die am 21. 3. 1717 das Haus dem Folgenden verkauft

1718-1722 Niklas Veyl

1723-1728 Dessen Witwe

1729-1738 Deren Erben

1739-1749 Georg Adam Veyl

1750-1774 Dessen Erben. Eine Erbin, Franziska, verehelichte Aquilar, verkaufte das Haus am 23. 7. 1774 dem Folgenden 1774-1832 Andreas Riedl. Mit Kaufvertrag vom 11. 8. 1832 kommt das Haus an die Eheleute Karl und Barbara Riedl. 1832-1839 Diese Eheleute. Die dem Ersteren gehörige Hälfte wurde am 11. Juni 1839 an Karl Norbert Riedl eingeantwortet, worauf Barbara Riedl demselben auch ihre Hälfte überließ. Aus seinem Nachlasse fiel das Haus mit Einantwortungsurkunde vom 19. 11. 1884 seinem Sohne Karl Riedl zu, von dessen Erben es am 17. 6. 1925 die Stadtgemeinde um 148 000 Kc erkaufte.

*Sein und seiner Gattin Ludmilla Wappen sind mit den Unterschriften: GREGORIVS PARREITER 1627 und LVDAMILA PARREITERIN G. S. V. P. in der Hausflur rechts eingemauert.

(Siegl 1931/64)
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Kunst 1992

Nr. 508 Schirndingerhaus

Baugeschichte.

Erster Bau frühes 13. Jh. Im 15. Jh. neu errichtet. 1622 -1626 Renovierung im Renaissancestil durch Gregor und Ludmilla Bareuther: Dielen von Erdgeschoß und 1. Stock neu eingewölbt, neuesTreppenhaus und Hoftrakt mit Arkaden. 1950 gotische Raumaufteilung und hölzerne Dachstuhlkonstruktion beseitigt, als die Häuser Nr. 506, 507 und 508 durch Gänge miteinander verbunden wurden.

Baubeschreibung Fassade: Gotischer Stufengiebel mit Türmchen, durch schmale Lisenen, Blendbögen und Lüftungsöffnungen mehrstöckig geglie-dert. Zierliche Laibungsprofile an den Fenstern. Ehemals ein Wappenrelief Egerer Geschlechter in der Fassade eingelassen mit den Jahreszahlen 1000,1488,1793. Das schöne Spitzbogenportal mit reichprofiliertem Gewände über niedrigen Rechteckpfosten ist seitlich aus der Mittelachse gerückt. Seine Traufleiste ist von fleischigen Krabhen (z. T. abgeschlagen) begleitet und von einer Kreuzblume bekrönt. Den Spitzbogen füllt ein barockes Oberlichtgitter mit aufblühenden Akanthusranken.

Eingangshalle mit Kreuzgewölbe von 1623 auf archaischer Rautensäule mit Relief am hohen Rechtecksockel (Jagdszenen: zwei Greifen, Reh, Hirsch, Falke, Jagdhunde; Inschrift mit Meisterzeichen und Jahreszahl 1623). Unproportioniert niedriges Wulstkapitell mit vier Eckköpfen. Treppe nach zwei Podesten gewendelt, von profilierten HalbsäuIen begleitet. Kleine Vorhalle im 1. Stock mit böhmischer Kappe über aufeinanderlagernden Verbindungsbalken, die auf zwei schlanken Freisäu-len (Rautenschaft und hohe, rosettenverzierte Sockel) und zwei grob kannelierten Halbsäulen (Rosettenkapitelle) aufliegen. Im weiterführenden Treppenaufgang ein gotischer Türrahmen zum Quertrakt erhalten. Die ehemals anschließende „schwarze Kuchl“ und die Fachwerkwände der Obergeschosse nicht erhalten.

Dreistöckiger Hoftrakt mit zweigeschossigem Arkadengang und Holzgalerie von 1603. Arkadengänge kreuzgratgewölbt auf zierlichen ionischen Säulen mit hohen reliefierten Sockeln. Im 1. Stock Steinbrüstung mit Segmentbogennische. Feine Ornamentik aus Engelsköpfchen und Blattstäben. Holzgalerie im 2. Stock mit Balustrade und ursprünglich bemalter Holzdecke auf gedrechselten Säulchen. Die reiche Renaissanceausstattung mit figürlich beschnitzten Holzdecken und Holzvertäfelungen von Adam Eck 1825 nach Schloß Laxenburg verkauft.

(Kunst 1992,600)
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Katalog 1994

Das Schirndingerhaus

Die Grundanlage des Hauses auf einer 8 m breiten und 52 m tiefen Parzelle geht noch auf die Zeit der Marktplatzgründung im früher 13. Jahrhundert zurück. Der heutige Bau stammt jedoch aus dem 15. Jahrhundert und ist das einzige rein gotisch erhaltene Patrizierhaus in Eger. Standessymbol der bürgerlichen Oberschicht ist der fünfach getreppte, mit Türmchen gekrönte Ziergiebel, der durch schmale Lisenen dreistöckig gegliedert wird, nach dem Vorbild der Nürnberger Patrizierhäuser. Die Fensterlaibungen zeigen zierliche Profile und das aus dem Lot gerückte Portal reichen spätgotischen Krabbenschmuck. Die tiefe Hausparzelle ist in Vorder- und Hinterhaus gegliedert, die durch einen zweistöckigen Arkadengang mit Holzgalerie verbunden sind, der an die Renaissancehöfe Nürnberger Patrizierhäuser erinnert. In den beiden unteren Stockwerken werden elegante Rundbögen von zierlichen korinthischen Säulen getragen, wobei ein hoher Reliefsockel im 1. Stock zur steinernen Brüstung überleitet. Diese ist durch Vorlagen und Segmentbogennischen gegliedert. Die kreuzgratgewölbte Halle ruhte ursprünglich nur auf dieser einen reichverzierten Rautensäule mit Eckmasken am Würfelkapitell und Tierreliefs auf dem quadratischen Sockel. Diese Renaissancereliefs weisen stilistisch ins frühe 17. Jahrhundert. In dieser Zeit wurden die Wohnräume von dem Kunsttischler Adam Eck durch kostbare Vertäfelungen und Holzdecken ausgestattet. Sie wurden 1825 nach Schloß Laxenburg bei Wien überführt.

(Katalog 1994,57-8)
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