SEHENSWÜRDIGKEITEN HÄUSER AUF DEM MARKPLATZ UND AN DER FUSSGÄNGERZONE DAS HAUS AM SCHARFEN ECK
ZURÜCK ZUR AUFLISTUNG visit cheb ikonka šipky

Das Haus Am scharfen Eck

Für die Öffentlichkeit lediglich zu den Betriebszeiten der hier angesiedelten Betriebe geöffnet.
Für die Öffentlichkeit zugänglich (nach Öffnungszeiten)
Es ist das ehemalige Junckersche Geschlechterhaus mit dem Wappen und mit der Jahreszahl 1396 in der Mitte der Fassade. Die Gedenktafel erinnert an die Besuche des böhmischen Königs Georg von Podiebrad in den Jahren 1459-1461. Das Junckersche Haus bildete mit den zwei Nachbarhäusern eine Baueinheit, verbunden durch einen Gang und eine Treppe. Nach dem Brand im Jahre 1604, dem die Hauskapelle und die kunstvoll intarsierte Eichendecke zum Opfer fielen, wurden die Häuser aufgeteilt. Durch die Umbauarbeiten im Jahre 1715 verschwanden die letzten Spuren der ursprünglichen Innenausstattung. Neben den Aufenthalten König Georgs machte die Internierung des serbischen Führers Georg Brankovic in den Jahren 1703-1711 dieses Haus bekannt. Im Jahre 1716 wohnte hier die polnische Königin während einer mehrwöchigen Brunnenkur in Eger.

(bh)
Mehr anzeigen

Historische Texte

Prökl 1877

Das alte Junckher´sche Geschlechtshaus „am scharfen Eck“ (Ring 475)

Eckhaus vom Ring und der Schleglgasse, schon 1396 im Besitze der Familie. Einst bildete dieses Eckhaus (mit jetzt nur 2 Fenstern nach dem Ring und 7 Fenstern nach der Schleglgasse) und das Nebenhaus Nr. 474 am Ring (jetzt 4 Fenster), sowie die Nebenhäuser 455 und 456 der Schlegelgasse einen zusammenhängenden Hauskomplex im gemeinsamen Junckherischen Besitz. Die ganze, früher unbebaute weitere Seite dieser Straße, damals bis an das alte Steinhaus hinauf (Kapellentheil des Steinhauses) zu einem großen Hofe und Garten dienend, und das alte Eckhaus läßst noch eine thurmartige, sich nach oben verjüngernde Fundamentirung und Anlage erkennen, und zeigt auf dem jetzt gegen fräher erhöhten Markte und Straßenterrain ein hohes Kellergeschoß (bis weit unter Minetti´s Haus hineinreichend), darüber das Erdgeschoß und noch 3 Stockwerke; es bietet seinen ursprünglichen Baucharakter nicht mehr dar, hat seine Krönung längst eingebüßt und erscheint niedriger, als das einst zugehörige Nebenhaus (Ring 474), welches über dem Erdgeschosse zwar auch 3 Stockwerke, aber weit höhere Fensterreihen zeigt.

Das bekannte Imhofische Haus zu Augsburg und mehrere alte Geschletshäuser in Regensburg („Römling“, „Dölinger-Haus“, „Goldene Kreuz“, „Goldene Thurmhaus“, „Goliath-Haus“, „Hochapfelhaus“) bieten noch heute ein Bild alter Zeiten mit Zinnenkrönung und Thurmbauten dar. Daß sie einst auch in Eger nicht fehlten, ergibt sich sich auch aus Brusch´s Fichtelgebirgsbeschribung, der darin noch auch aus seiner Zeit vor 333 Jahren (1542) schreibt: „In der Stadt Eger stehen hohe und feste Thürme hin und weiter durch die Stadt zerstreut bis an die Kirche“; ein solcher massiv gebauter, viereckiger Thurm fand sich dachlos noch im alten, 1845 demilirten Dechanteigebäude, während er in Münster´s Kosmoghraphie mit hochspitzigem Dache sichtbar ist, und es ließen sich noch mehr Spuren solcher Hausthürme aussuchen.

Dies Eckhaus zeigt vorne zwischen seinen zwei Marktfenstern den Junckherischen Wappenschild mit der Jahreszahl 1396 und man erkennt im Innern des einst umfangreichen Baues, von der Ringecke her im ersten Stocke noch heute das vierfensterige Eckzimmer (in welchem jetzt eine leichte Wand ein Kabinet abschneidet) dahinten an der Schlegelgasse zwei einfensterige Kabinets (jetzt zu einem Zimmer vereint), dann ein dreifensteriges Gemach, in dessen Tiefe sich der jetzt zu diesem Zimmer hingezogene Gang deutlich macht, der einst an der Hochseite dieses Flügels nach der kleinen Hauskapelle führte, welche mit ihrer Wölbung noch jetzt im Fritsch´chen Nebenhause (456) sichtbar ist, und zwar neben dem vorne anstoßenden dreifensterigen Gemache, hinter welchem dann die dreifensterige Hausflur mit der großen Haupttreppe abschließt.

Bekanntlich hatten die Senatoren laut Kardinals-Privilegium (Basel, 15. Nov. 1436) das Recht zur Anlage und Gebrauch von Hauskapellen erhalten, als Dank für den von der Stadt in den Husittenunruhen der Kirche geleisteten treuen Dienste. Dies Nebenhaus 456 in der Schlegelgasse (später der Familie Wernher gehörig), zeigt noch den gewälbten Raum unten im Erdgeschosse über dem Kellergeschoß, eine stattliche, schwere, breite, gewundene Treppe und im ersten Stocke noch schwere, kunstvolle geschwärzte Eichendecken. Aus Minetti´s Hausbuch von 1715 erhellt, daß im alten Gesammtbau noch eine prächtige, kunstvoll zusammengesetzte Holzdecke bestand, die allein „über 1500 fl. gekostet“, und an welcher ein Meister und vier Gesellen über Jahresfrist gearbeitet und dabei „über 100 Pfund Leim“ verwendet hatten.

Die zugehörigen Gemächer in dem Nebenhause auf dem Ring Nr. 474 sind bei veränderter Baueinrichtung nicht mehr zu ermitteln, nachdem eine heftige Feuerbrunst 1604, welche auch die vorgedachte prächtige Decke vernichtete, in diesem Gesammtbau gewüthet, deren Spuren Minetti nach 1715 zu vertilgen suchte und in deren Folge dieses Haus ganz verändert, zertheilt und umgebaut worden ist.

Dieses Junckherische Haus ist dadurch merkwürdig, daß darin König Podiebrad von Böhmen bei seinem ersten Besuche Eger´s 1458 vom 7. April ab, über einen Monat bei dem Besitzer, dem Egerischen Krönungsdeputirten, Kaspar Junckher von Seeberg, weilte, dort seine wichtigen Bündnisse mit dem Kurfürsten von der Pfalz und Sachsen und Markgraf Albrecht Achill von Anspach-Bayreuth abschloß, darin seine Tochter Sidonie am 25. April vermälte, wodurch diesselbe die Stammmutter der jetzigen Königin von Sachsen wurde.

Von der Familie Junckher erwarb das Eckhaus 1576 Hans Viereck, 1601 Kehl, unter dem der Brand stattfand; 1611 Wagner, 1637 Marstadt (für nur 650 fl.), 1641 Wernher für sogar nur 450 fl., dann Dr. Heinl, 1665 der Italiener Franz Minetti für 700 fl., 1701 sein Edam Dr. Masser für 1300 fl., 1715 Georg Adam Minetti für 1700 fl. – Während dieser Besitzzeit beherbergte dieses Haus lange Zeit einen vornehmen Staatsgefangenen, den Banus und Woywoden Georg Brankowitz von Serbien, der hier 1702 – 11 von der kaiserlichen Regierung internirt ward. (Verrgl. Fried, Gymnasial.Programm, Eger 1868). Es beherbergte dann auch 1716 die Königin von Polen und Churfürstin von Sachsen, welche hier zur Badekur wohnte. Das Haus ist in Händen des Wenzl Pistorius.

(Prökl 1877, 493-5)
Mehr anzeigen
Siegl 1931

Hausbesitzer, N.C. 475, Marktplatz 30 (Kaffee „Astoria,“ Elise Moißl)

1479-1487 Niklas Reichenauer

1488-1492 Erhard Reichenauer

1493-1539 Jeronymus Reichenauer

1540-1545 Dessen Witwe

1546-1572 Wolf Reichenauer

1573-1583 Franz Junckher d. ä.

1584-1585 Franz Junckher d. j. 1586-1599 Franz Viereckl

1600-1629 Jakob Keilhau

1630-1639 Dessen Erben

1640-1646 Johann Marstatt

1647-1665 Dr. Johann Mathäus Heinl

1666 Dessen Witwe. Das Losungsbuch 1666 bemerkt bei diesem Hause: „Im Jahre 1666 lassen die patres societatis Jesu, – wie die dazu kommen, ist nicht ersichtlich -, der Frau Dr. Heinl ererbtes Haus ab- und dem Francisco Minedo zuschreiben

1667-1701 Franz Minetti (a fortuna).

1702-1728 Dessen sohn Georg Andreas Minetti (Mineth). Er bleibt im Besitz beider Häuser. Bei ihm und zwar im „untern“ Haus war von 1703 – 1711 der ferbische Despot Georg Brankowich (Brankowitsch) interniert. Bei ihm wohnte 1716 die Königin von Polen, als sie eine sechswöchentliche Badekur gebrauchte.

1729-1750 Dessen Erben. Im Jahre 1751 erfolgte wieder die Teilung der beiden Häuser. Die Erben bleiben noch bis zum letzten Losungsbuch 1758 als Besitzer des des oberen Hauses vorgeschrieben, während beim unteren Hause von 1751 ab Georg Köhler (Kohler, Koller) als Besitzer dieses Hauses erscheint.

In diesem Hause wohnte (nach Prökl*), und zwar Kaspar Junckher bei seinem ersten Besuch in Eger, April 1459, über einen Monat König Georg von Podiebrad, als er hier seine Bündniffe mit dem Kurfürsten von der Pfalz, Friedrich von Sachsen und den Markgrafen Albrecht Achilles von Brandenburg – Anspach abschloß, und seine Tochter Sidonia (Zdena) mit dem Prinzen Albert von Sachsen verlobte.** Im Hausflur ist auch links eine eiserne Wappentafel mit den Jahreszahl 1609 eingemauert. Ob sie hierher gehört?

*Egerer Jahrbuch, 1872, str. 173 **Siegl: „Zur Geschichte der Fürstentage Georgs von Podiebrad in Eger in den Jahren 1459, 1461 und 1467 in den „Mitteilungen des Vereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen,“ 42. Jahrgang, und „Die Vermählung der Stammeltern des sächsischen Königshauses Albrecht des Beherzten von Sachsen mit Sidonia von Böhmen,“ „Egerer Jahrbuch“ 40. Jahrgang.

(Siegl 1931/4)
Mehr anzeigen
Kunst 1992

Nr. 474 und 475 /Schlegelgasse1/455: Ehemal.Junckersches Geschlechterhaus „Am Scharfen Eck“.

Seit 1396 im Besitz der Juncker. Einst eines der größten Geschlechterhäuser der Stadt, als zusammenhängender Komplex mit den Nachbarhäusern Nr. 29/474 (zum Markt) und Nr. 3/456 (zur Schlegelgasse). Dahinter ehemals unbebautes Gartenland bis zum „Steinhaus“. Die Häuser waren durch einen Flur verbunden, die Stockwerke durch eine mächtige, gewendelte Treppe erschlossen. Im Erdgeschoß von Nr. 456 befand sich die Kapelle, deren Gewölbe noch Mitte 19. Jh. erhalten war (Prökl). Damals auch noch die gotische, kunstvoll geschwärzte Eichenedecke über der Kapelle erhalten. Die übrigen alten Holzdecken -z. T. Kunstwerke Egerer Bildschnitzer – verbrannten 1604. Nach dem Brand Aufteilung des Komplexes in vier Teile. 1715 Umbau von Nr. 474. Im Rückgebäude ein zweischiffiger gewölbter Saal auf drei Säulen, davor ein kleinerer gewölbter Raum auf sechskantigem Mittelpfeiler. Im Verbindungsraum Barockwappen. Nr. 475 und 455 noch äußerlich als Einheit erkennbar: Ein gewaltiger, dreistöckiger Steinbau, der zwei Fensterachsen zum Markt und sieben Achsen zur Schlegelgasse kehrt. Die dicken Mauern verjüngen sich konisch nach oben und erhalten durch mächtige Eckverstärkungen ein wehrhaftes Erscheinungsbild. Vermutlich waren sie früher höher. In der Mitte der marktseitigen Fassade Wappen mit der Jahreszahl 1396. An der Seite ein tiefes, rundbogiges Eingangsportal mit profiliertem, gotischem Rahmen mit Überstabung. Ein ehemaliger hölzerner Warenerker in der Mitte des Daches ist nicht erhalten. Ebenso wurde ein zweiter Eingang beseitigt. Ein Souterraingeschoß zur ehemals tiefer lie-genden Schlegelgasse, das noch im 19. Jh. laubenartige Ladeneingänge hatte, heute durch Treppen zugänglich. Umgebaut zur öffentl. Bedürfnisanstalt. Am sog. „Scharfen Eck“ stand bis ins frühe 19. Jh. das steinerne Kornmaß der Stadt. Die besondere historische Bedeutung des Hauses geht daraus hervor, daß es 1458 König Georg von Podiebrad beherbergte, 1702-1711 dem Staatsgefangenen Banus v. Serbien (Georg Brankowicz als standesgemäße Unterkunft diente und daß 1716 die Königin von Polen bei ihrer sechswöchigen Brunnenkur in Eger hier wohnte.

(Kunst 1992,601-602)
Mehr anzeigen
© Copyright 2024 VisitCheb. Alle Rechte vorbehalten