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Das Gablerhaus

Für die Öffentlichkeit lediglich zu den Betriebszeiten der hier angesiedelten Betriebe geöffnet.
Für die Öffentlichkeit zugänglich (nach Öffnungszeiten)
Das Haus mit einer reich gegliederten und gezierten Fassade im Stil des Rokoko gehört zu den wertvollsten Ergebnissen der spätbarocken Umbauten im 18. Jahrhundert. Dieses im Kern spätgotische Haus kauften im Jahre 1657 die Jesuiten, sie wollten es mit den Nachbarhäusern abreißen und durch ein Konventgebäude ersetzen. Zum Bau kam es nicht und aus dieser Zeit blieb über dem Portal das Madonnenrelief mit einem Chronogramm (1662) erhalten. Die feine Rokokofassade aus der Mitte des 18. Jahrhunderts mit reichen Rocailleornamenten und Allegorien der Vier Jahreszeiten blieb bis heute erhalten. Eine Bemalung mit Rokokoornamentik finden wir auch im Inneren des ersten Stockwerks, im zweiten Stockwerk wurde ein spätgotisches Wandfresko entdeckt. Ende des 18. und am Beginn des 19. Jahrhunderts gehörte das Haus dem Magistratsrat Anton Gabler. Seine reiche Bibliothek und eine umfangreiche Musikaliensammlung machten dieses Haus damals zum Kultursalon der Stadt.

(bh)
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Historische Texte

Siegl 1931

Hausbesitzer, N. C. 507, Marktplatz 6 („Gablerhaus,“ Marie Breisky)

1516-1549 Michael Brunner, Bürgermeister, + 17. 11.

1549 1550-1569 Dessen Witwe

1570-1602 Bernhard (I.) Brunner

1602-1603 Dessen Erben

1604-1609 Bernhard (II.) Brunner

1610-1616 Dessen Sohn Clemens Brunner

1617-1624 Dessen Erben. Diese überlassen das Haus am 17. 3. 1624 dem Folgenden

1624-1640 Johann Christoph Thanner

1641-1656 Dessen Erben

1657-1696 Patres socictatis Jesu*, diese verkaufen das Haus am 1. 9. 1696 dem Folgenden

1696-1725 Georg Anton Scholz

1726-1730 Dessen Erben

1731-1742 Johann Thomas Scholz

1742 Dessen Witwe

1743-1757 Deren Erben

1758 Josef Scholz, Ratsherr

*Diese ließen über dem Haustor das Struckrelief Madonna mit dem Kinde, und die Unterschrisft anbringen: POTENS VIRGO CARENS LABE – AEDIS HVIVS CVRAM HABE (Mächtige Jungfrau, frei von Schuld [eines Mackels entbehrend, mackellose] trage Sorge für dieses Haus [nehme dieses Haus in deinen Schutz])

(Siegl 1931/68)
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Kunst 1992

Nr. 507, Gablerhaus

Im Kern spätgotisch. Laut Chronogramm über dem Portal 1773 im Stil des Rokoko umgebaut, vermutlich von Prager Künstlern. Die fünfachsige Fassade achsensymmetrisch in ein rustiziertes Sockelgeschoß mit Pfeilervorlagen und zwei durch Kolossalpilaster gekoppelte Obergeschosse gegliedert. Die toskanischen Pfeiler mit Kompositkapitellen wer-den bekrönt von dem jeweils pfeilerstarken Ausschnitt eines Architravs mit Triglyphen, die die griechische Antike als klassizistisches Motiv zitieren. Die Fenstertravéen durch reiche Rocailleornamentik über und unter den Fenstern verziert, im Piano nobile durch figürliche Allegorien der vier Jahreszeiten bereichert. Die etwas breitere Mitteltravée durch Aussetzen des Sockelgesimes einheitlich vom Portal bis zum Kranzgesims gestaltet und dadurch besonders betont. Über dem Portal Madonnenrelief mit Chronogramm, über dem Mittelfenster Taube des Hl. Geistes. Eingangstüre mit schönen, schmiedeeisernen Barockgittern. Gotische Durchgangshalle mit zwei gotischen Sattelportalen an der linken Seite und einem frühharocken steinernen Türrahmen mit seitlichen Troddeln.

Im l. Stock wurde die ehemals gotische Halle 1773 in drei Räume mit freier Rokokoornamentik und illusionistischer Bemalung aufgeteilt, in deren einem sich eine Arkade zu einem Bettalkoven öffnete. Dieses Schlafgemach ist nicht erhalten. Von den beiden anderen Räumen ist der eine als Salon besonders reich ausgestattet mit einer halbkreisförmigen Ofennische in der Ecke, drei ovalen Ölgemälden als Supraporten, die von plastischen Stuckengeln wie Medaillons an Bändern gehalten werden, mit allegorischen Rötelzeichnungen in den Fensterlaibungen, genrehaften Allegorien der vier Jahreszeiten in den Ecken, die von inhaltlich darauf bezogenen Stukkaturen umrahmt werden, mit einfarbigen Chinoiserien im Lambris, einem großen allegorischen Deckengemälde und dekorativer Bemalung der Wandseiten mit großzügigen floralen Motiven, in die unten je-weils ein antiker Kopf einbezogen ist. Schöner sechsarmiger Barockleuchter. Die Stukkaturen besonders qualitätvoll mit stilistischer Verbindung nach Liebenstein.

Auf dem ersten Absatz der weiterführenden Treppe zum 2. Stock befindet sich noch ein gotisches Sattelportal, das ehemals zum nicht erhaltenen Querlügel führte. Im 2. Stock hat sich noch ein Raum mit einem relativ gut erhaltenen spätgotischen Wandfresko erhalten, das sich über die ganze Nordwand erstreckt und nur im oberen Teil von der tiefer gelegenen Decke beschnitten wird. Dargestellt ist eine Jagd zu Pferde und mit Fangnetzen, im rechten Teil größer werdend und vermutlich ursprünglich eine Tür umrahmend. Ein Freskofragment auch an der Fensterseite erhalten (um 1480-1490). Bei der letzten Restaurierung 1950 wurden hier die gotischen Fachwerkinnenwände und hölzernen Satteltürrahmen entfernt, ebenso wie der gotische Hofflügel mit Tonnengewölben und Sattelportalen. Das Gablerhaus ist mit seiner feinen Rokokofassade, die bereits inhaltlich und formal den Geist des Klassizismus atmet, als richtungweisend für das Egerer Bürgerhaus des späten 18. Jh. zu sehen. Gegen den Hof zu befindet sich eine hölzerne Warenaufzugsluke irn Steildach.

(Kunst 1992,600)
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Katalog 1994

Das Gablerhaus

Charakteristisch für das barocke Bürgerhaus in Eger sind eine meist breite, traufseitige Lagerung, gestaffelte Dachlukenreihen, große bündig mit der Wand schließende Fenster, die nach außen öffnen, und die Gliederung der Wand in lotrechte Teile durch Kolossalpilaster oder ornamentale Verbindung der Fenster untereinander. Oft ist die Mittelachse durch fensterrahmende Voluten, durch Figurennischen, Heiligenreliefs oder Wappen betont. Erker sind selten. Das Erdgeschoß ist meist durch ein Gesims von den beiden gekoppelten Obergeschossen getrennt. Die Fenter, Giebel un Gesimse werden im 18. Jahrhundert mit dem Eindringen des Rokoko bewegter, die Stuckornamentik verspielter oft figural. Das schönste Beispiel für die Verfeinerung und Grazie, die das von Bayern eindringende Rokoko auf die Fassaden zaubert, ist das Gablerhaus am unteren Marktplatz von 1733. Die Gliederung ist die gewohnte: Das rustizierte Erdgeschoß wird durch ein Gesims von den beiden durch Kolossalpilaster gekoppelten Obergeschossen getrennt. Die Mittelachse ist durch ein Madonnenrelief betont, das dem Sims über dem Portal durchbricht. Das Ornament jedoch wird nun plastisch vegetabil und figürlich, zieht sich seitlich die Fenster hinunter und überzieht deren Sockel. Aufgeworfene Rocaille-Formen umrahmen die Madonnenfigur und die Allegorien der Vier Jahreszeiten. Triglyphen unter dem Gebälk lassen den kommenden Klassizismus ahnen. Im Innenraum wird die Ornamentik noch freier als an der Fassade. Illusionistische Wandbemalung und Stukkaturen sind organisch aufeinander bezogen, wechseln einander ab in rahmender und füllender Funktion.

(Katalog 1994,96-7)
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