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Das Stadthaus

In diesem Gebäude befindet sich das Egerer Museum.
Für die Öffentlichkeit zugänglich (nach Öffnungszeiten) Gruppenbesuche
Auch Pachelbelhaus oder Junckerhaus genannt, ist heute das Gebäude des Egerer Museums. Wegen des gotischen Portals, der Eingangshalle aus der Zeit der Renaissance und der gesamten Anlage ist dieser Bau eines der am besten erhaltenen Patrizierhäuser der Stadt. Die ältesten schriftlichen Belege stammen aus dem 14. Jahrhundert. Die über dem Portal eingelassenen Wappen gehören zwei Vorbesitzern. Die Jahreszahl 1600 bezeichnet die Zeit des Umbaus in der Renaissance. Am 24. Februar 1634 ging dieses Haus als Sterbeort Wallensteins in die Geschichte der Stadt ein. Ab 1735 gehörte es der Stadt, diente als Wohnung des Stadtkommandanten und als Sitz der städtischen Ämter. Im Jahre 1873 wurde in zwei Zimmern das Stadtmuseum untergebracht, das nach hundertjähriger Sammeltätigkeit auch um das Nachbarhaus erweitert wurde.

(bh)
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Historische Texte

Prökl 1877

Das Junckher-Pachhelblische-Haus

Das jetzige Stadthaus (Wallenstein´s Todeshaus) Nr. 492 auf dem untern nördlichen Theile des Rings, zwischen diesem und dem Kirchplatze, neben der dermaligen „alten Apotheke“, hinter der Stöcklgruppe. Das alte, vorher dort gestandene Haus gehörte schon 1531 der ausgestorbenen rathsherrlichen Familie Gräffen, 1600 – 1603 dem Johann Flenz, 1604 – 11 dem Reinhold Holdorf, der das alte Vorderhaus abnahm und das jetzige schöne Haus aufführte, es aber nur 8 Jahre besaß und über dem Eingang die Wappen der Gräffen und Holdorf mit der Jahreszahl 1600 in Stein gehauen anbrachte. Es gehörte dann 1602-16 dem reichen Christoph Hammer, 1617-18 der Barbara Flenz.

Wie unter Post 17 erwähnt, kauften es die Eheleute, Bürgermeister Wolfgang Adam Pachhelbel und Ursula, geb. v. Junckher, 1619 an; er starb bereits 1620 und die Witwe Ursula übergab, wie gesehen, das ältere Stammhaus Nr. 3 dem älteren Sohne Wolf Adam II 1625, und dieses neu angekaufte Haus dem jüngeren Sohne Alexander, als dieser seine Cousine Magdalena, die Tochter seiner Mutter Bruders, des Bürgermeisters Adam Junckher von Oberkunreut, 1621 geheirathet. Dieser Alexander v. Pachhelbel wurde 1633 von dem kaiserlichen Regimente Adelshof nebst 3 Wunsiedler Rathsgliedern als Geisel nach Eger gebracht und hier 12 Wochen gefangen gehalten, bis man sie mit 4000 Thalern auslöste; er starb noch 1633 zu Wunsiedl, kinderlos, nur mit Hinterlassung der Witwe Magdalena, gebornen v. Junckher.

Diese allein besaß nun das Haus 492, das die Stadt sequestrirt hatte, als Eigenthümerin, als Wallenstein auf seinem Todesgange hier am 24. Februar 1634 einkehrte, den folgenden Tag dort verweilte und dann in nächster Nacht darin seinen Tod fand; es blieb in ihrem Eigenthum bis zu ihrem Tod 1640, dann in dem ihrer Erben, die es erst 1642 veräußerten.

Hiernach berichtigen sich viele Inkorrektheiten, die sich sogar in allen Spezialgeschichten über die Wallenstein´sche Katastrophe und ihrem Schauplatz (bei Heschenhahn, Murr, Förster, Richter, Janko, Hurter, Ranke) finden. Es ergibt sich, daß damals gar kein Bürgermeister Pachhelbel in Eger existirte, denn der Bürgermeister Wolf Adam Pachhelbel war schon 1629 abgesetzt und exilirt und sein Bruder Alexander ist niemals hier in Eger Bürgermeister gewesen (1634 bereits todt), vielmehr war damals zur Zeit der Wallenstei´schen Ermordung zu Eger neben dem seit 1628 fungirenden katholischen Adam Schmiedl von Seeberg statt dem 1629 vom Kaiser an Stelle des abgesetzten lutherischen Pachhelbel ernannt, des letzteren Mutterbruder der katholische Paul Junckher von Oberkunreut (ehemals Obristlieutenant in Wallenstein´schen Heere, Herr auf Pograth).

Bei der Katastrophe besetzte Oberst von Buttler mit seinem Major Geraldin und den Dragonern die Vorderthür des Hauses nach dem Markte und das hintere Hofthor auf dem Kirchplatze mit 15 Mann; durch die Vorderthüre begab sich Kapitän Deveroux mit 6 Hellebardiren die große Vordertreppe links im Hausflur hinauf, durch den oberen Vorderflur und durch das große mittlere Zimmer in Wallenstein´s Schlafgemach, welches vorne heraus nach dem Markte über dem jetzigen ebenerdigen Doppelfenster neben dem Thore lag und damals auch ein solch´ doppeltes Fenster hatte, nach einer baulichen Veränderung aber nach 1735 vor 1790 nur noch das jetzige ein Fenster behielt. Ebenso hat man Wallenstein´s Leichnam in ein großes Tuch gehüllt, die vordere große noch bestehende Treppe hinab in den Hofflur gebracht und in Leslie´s alter Kutche auf die Burg geführt, dort in die untere Burgskapelle mit den Leichen seiner in der Burg gamordeten Anhänger, der beiden Grafen Terzky und Kinsky, des Marshalls Illo und des Rittmeisters Neumann bis zur Fortschaffung am nächsten Abend gesetzt.

Ein Jahr nach der Katastrophe bezogen am 6. März 1635 die Jesuiten das leerstandene, sequestrierte Haus und kauften es nach dem Tode der Eigenthümerin von deren Erben am 3. März 1642 für 1500 fl. Die Jesuiten, deren Pater-Rektor in dem Mordzimmer wohnte und welche dort auch eine Gespenstergeschichte im Jahre 1638 erlebt haben (Murr, S. 40), bewohnten das Haus 70 Jahre lang, bis sie 1706 ihr eigenes zur Hälfte neugebautes Kollegium bezogen und der Stadt das Haus abtraten.

Von letzterer hat es sofort der damalige Bürgermeister von Eger, Johann Adam Junckher, für 4000 fl. erstanden und gleichfalls immer in dem Mordzimmer amtiert, nachdem das Haus von ihm ohne bauliche Veränderungen renovirt wurde. Das Haus blieb wiederum etwa 30 Jahre bei der Familie von Junckher, die es bei ihrem Verlassen des Egerlandes 1735 an die Stadt Eger für 6100 fl. verkaufte. Seither besitzt es die Stadt Eger.

Erst nach der Zeit des Überganges des Hauses von der Familie von Junckher an die Stadt stammen die in dem verkauften Hause befindlichen kunstvollen eingelegten Möbelstücke, die von Fremden häufig auf Wallenstein zurückgeführt sind während sie dieser spätern Zeit angehören und jedenfalls Kunstprodukte des Egerer Ingenieurs und Kunsttischlers Nikolaus Haberstumpf und Anderer sind, die hier 1719 – 40 wirkten, und von deren Hand auch mehrere kunstvolle Stücke im kaiserlichen Luftschlosse Laxenburg bei Wien sich befinden. Auch die beiden Exekutionsbilder Wallensteins in diesem Hause und seiner Genossen in der Burg, welche in diesem Hause hängen, sind nicht aus der Zeit seiner Katastrophe, sondern erst 102 Jahre nach derselben für den Magistrat, nachdem dieser das Haus eben erworben hatte, 1736 durch den Maler Hofreuter zur Erinnerung an den Vorfall anfertigt. Besser als diese zwei Bilder ist Wallenstein´s wohlgetroffenes Bildniß, angefertigt von einem berühmten Künstler der Zeit seiner letzten Lebensjahre. Auch das ihm vorgetragene Schwert und die Partisane, mit der er durchstochen sein soll, wird gezeigt. (Fremde, welche das Haus besuchen, können dort wohlgelungene Photographien von diesen Abbildungen erhalten).

Die Stadt verwendete das Haus früher als Wohnung für die jedesmaligen Stadtkommandanten, da das einst von ihnen bewohnte Burgschloß verfallen war. Von diesem ließ erst der General von Güldenhoff die lang erhalten gewesen Blutspuren in dem Mordzimmer von den Mauern unterhalb des Fensters abkratzen und überweißen, und der ihm nachgefolgte Kommandant General Stöffling ließ das ganze Zimmer ausmalen und bewohnte es bis zu seinem Tode (1777). Kaiser Josef bewohnte mit seinem Gefolge das Haus bei zweimaliger Anwesenheit (1766-79).

Vom Jahre 1808 anfangend erhielt der damalige Bürgermeister, Abraham Totzauer, den ersten Stock dieses Hauses bis zu seinem Tode (20. November 1848) als Naturalquartier a partem salarii, dann miethete den ersten Stock der Goldarbeiter Reitzner, welcher dort seine Juwelen durch 4 Jahre zum Verkaufe ausbot. Bis dahin hat man immer der Thatsache entsprechend das kleinere Zimmer gegen den Markt als Wallenstein´s Todeszimmer gezeigt, und als Reitzner die Wohnung verlassen mußte, schrieb er mit Diamant in die obere Glastafel des rechtsseitigen innern Fensters dieses kleinen Zimmers: „Adieu, Wallenstein, wir können nicht immer beisammen seyn, 18. November 1849“, welche Inschrift noch heute dort zu sehen ist.

Die Stadtverwaltung ließ nunmehr das Haus als Gemeinde- oder Stadthaus mit Bureaux, Kanzleien und Sitzungssälen einrichten, wobei 1850 das vordere kleine Zimmer gegen den Markt als Bureau des Bürgermeisters, später als Kanzlei des Stadtsekretärs eingerichtet, dagegen für die besuchenden Fremden in das rückwärtige dreifensterige Zimmer des Hinterhauses Wallenstein´s Porträt, das Schwert, die Partisane und die beiden Exekutionsbilder übertragen wurden, deswegen allmälig über die Enzelnheiten des Vorganges eine getrübte Auffassung entstand . Mit dem Jahre 1873 ließ der Stadtrath in dem rückwärtigen dreifensterigen Zimmer ein reichhaltiges Egerländer Museum einrichten. Vergleiche darüber den besonderen Abschnitt dieses Werkes. Über der Eingangshalle rechts ist das Junckherische Wappen angebracht.

(Prökl 1877,498-502)
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Siegl 1931

Hausbesitzer, N.C. 492, Marktplatz 3, Kirchenplatz 2 (Stadthaus)

1390-1395 Hans Heckel d. J.

1396-1405 Dessen Kinder

1406-1447 Erhard Junckher

1448-1469 Thomas Junckher

1470-1484 Antoni Voytersreuter

1485-1486 Erhard Goldschmid

1487-1490 Dytel von Kötschwitz

1491-1492 Dessen Witwe

1493-1504 Dytels Kinder

1505-1517 Jorf Graff (a Greff) (Wappen der Graff über dem Haustor)

1518-1520 Jorg Graffens Kinder

1521-1550 Endres Graff

1551-1581 Endres Graffin

1582-1584 Georg Graff

1585-1597 Katharina Graffin

1598-1602 Hans Flentz

1602-1603 Hans Flentzin

1603-1611 Reichard Holdorff (Wappen der Holdorff über dem Haustor)

1612-1616 Christoph Hammer

1617-1618 Barbara Fläntzin

1619-1620 Wolf Adam Pachelbel

1621-1640 Alexander Pachelbel. Bei Wiedereinführung der katholischen Lehre in Eger, 1628, 1629, emigrierte Alexander Pachelbel nach Wunsiedel und das Haus wurde dem Christof Heinrich Heergesell in Bestand gegeben. Bei diesem erhielt Wallenstein sein Quartier angewiesen und endete hier am 25. Feber 1634 sein Leben.

1641-1642 Die Erben des Alexander Pachelbel

1642-1705 Patres sociatatis Jesu

1706-1732 Johann Adam Junckher, + 19. Dezember

1732 1733-1735 Dessen Witwe

1735 Stadtgemeinde Eger

(Siegl 1931/61)
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Kunst 1992

Nr. 492, Kirchenplatz 2

Ehemaliges „Pachelbelhaus“ oder „Stadthaus, seit 1873 Stadtmuseum, berühmt als Sterbeort Wallensteins.

Baugeschichte: Erstmals 1390 urkundbar. Anfang 15. Jh.: Neubau als Vierflügelanlage um einen quadratischen Hof mit zwei Fassaden zum Ring und zum Kirchenplatz. 1600-1603: Haupthaus zum Ring durch den neucn Besitzer Richard Holdorff im Stil der Renaissance umgebaut (Wappen der Holdorff und der Vorbesitzerfamilie Greff über dem Portal angebracht). 1620-1629: Im Besitz des protestantischen Bürgermeisters Alex-ander Pachelbel. Seit dessen Vertreibung 1629 im Besitz der Stadt. 1634: Tod Wallensteins in einem Zimmer des Hauses. 1635-1705: Von den Jesuiten bewohnt. 1735: Umbaumaßnahmen als Wohnhaus des Stadtkommandanten: Barockisierung der Fassade, Bemalung des Eingangshallengewölbes mit einem Sternenhimmel (nicht erhalten), Entfernung der Holzvertäfelungen in den Stockwerken, Verkleidung der Holzdecken in den Vorderräumen durch Stuckdecken (1906/1907 wieder entfernt), neues Treppenhaus im Vordertrakt mit gedrechselecn Holzbalustern. 1850: Einzug der städtischen Ämter aus dem Rathaus. 1873: Einrichtung des Stadtmuseums in zwei rückwärtigen Zimmern des 1. Stocks durch Archivar Georg Schmidt. 1907: Erweiterung des Museums um das marktseitige Eckzimmer und drei weitere Zimmer im Mezzanin. Überwölbung des hinteren Traktes. Neueinrichtung eines Sitzungssaales im 2. Stock. 1927: Angliederung der volkskundlichen Sammlung des Franzensbader Stadtarztes Michael Müller.

Baubeschreibung Die zweistückige Fassade ist breit gelagert über fünf ungleichmäßig breite Joche. Das schmucklose Erdgeschoß wird durch ein profiliertes Sockelgesims abgetrennt, das sich über dem seitlich gelegenen spätgotischen Gewändeportal und dem Wappen der Stadt zu einem runden, verkröpften Schweifgiebel aufwölbt. Über diesem rechts und links die Wappen der Familien Greff und Holdorff von 1603 eingelassen. Um das Portal vermittelt eine geschwungene Wandvorlage zwischen der spitzen Form der Gotik und der gerundeten Form des Barock. Die Obergeschosse sind durch rustizierte Ecklisenen und breite Gesimse gegliedert. Die Fenster von qualitätvoll profilierten Rahmen mit „Ohren“ an allen vier Ecken und seitlichen Troddeln umgeben. Das Piano nobile hervorgehoben durch wechselnde Verdachungen mit geradem Sims auf Mittelkonsole und geschweiftem Rundbogengiebel über klassisch zurückhaltendem, flächigem Stuckdekor. Ähnlicher Stuck in den Brüstungen. Die weite Eingangshalle wird überwölbt von einem flachen Spiegelgewölbe auf Konsolen, dessen Struktur durch Ornamentleisten aus Akanthusblättern, begleitet von Perlschnüren, artikuliert ist. An den Wänden Fragmente einer Renaissancebemalung mit illusionistischen Architekturgliederungen über vermauerten, gotischen Gewänderahmen. Eine Konsole signiert von Hans Bauer,1603.

Ein gotisches Spitzbogenportal führt zum längsrechteckigen Innenhof. Er wird an zwei Seiten von einem Holzbalkon mit schön beschnitzten Balustern umzogen. Im westlichen Seitenflügel sind noch die gotischen Sattelportale und im 1. und 2. Stock die gotischen Fensterrahmen mit feinprofiliertem Gewände erhalten. Im rückwärtigen Trakt führt ein Spitzbogenportal in die Torhalle zum Kirchenplatz. Darüber eine Wappenkartusche, die das Stadtwappen mit einem Rahmen aus fleischigen Blättern umgibt, die oben und unten aus derben Gesichtsmasken herauswachsen. Vom gotischen Bau noch das Mauerwerk des ganzen Erdgeschosses mit einem gotischen Fenster links vom Haupteingang sowie der vorderen Halle im 1. Stock mit rechteckigen, gotischen Fenstern zum Hof erhalten. Prächtiges Stiegenhaus im Vorderhaus mit Holzbalustern von 1735. Holzdecken im 1. Stock von 1603.

(Kunst 1992,603)
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Katalog 1994

Stadthaus.

Fassade um 1600. Eine elegante, breitgelagerte Renaissancefassade. Über dem noch gotischen Portal ist das Wappen der ehemaligen Besitzerfamilie Junckher eingelassen und durch das aufgebogene Gesims optisch betont. Das mit mehrreihigen Dachluken versehene hohe Steildach ist charakteristisch für die Egerer Bürgerhäuser seit dem 17. Jahrhundert. Erdgeschoßhalle um 1600, mit Blick in den Hof. Eines der wenigen erhaltenen Beispiele für die zugleich repräsentative und zweckbestimmte Erdgeschoßhalle eines großen Handelshauses. Innenhof, 15. Jahrhundert. Einer der wenigen erhaltenen gotischen Innenhöfe in Eger mit feinprofilierten Fensterstöcken, Türrahmen in Form von Vorhangbögen, einem spitzbogigen Portal zum Hinterhaus und einem einfachen umlaufenden Holzbalkon. An den Wänden dokumentieren zahlreiche Epitaphien aus verschiedenen Kirchen die Geschichte der Stadt.

(Katalog 1994,76)
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